the presence of the past

Wenn ich mit meiner Kamera in den einsamsten Gegenden der USA und Kanada unterwegs bin, um alte, verlassene Gebäude zu fotografieren, habe ich oft das Gefühl, mich auf einer Zeitreise zu befinden. Fern ab von Städten und dem damit verbundenen Trubel und Lärm scheinen die Uhren anders zu ticken. Es ist, als hätte ich mich nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich entfernt. Als wäre ich von der Gegenwart geradewegs in die Vergangenheit gereist. 

Das Leben in diesen alten Häusern ist bereits seit Jahrzehnten verstummt. Die einzigen Geräusche, die wahrzunehmen sind, ist das Zwitschern der Vögel, das Zirpen der Grillen und das leise Säuseln des Windes. Niemand mäht mehr den Rasen vor dem Haus, repariert die kaputte Dachrinne oder gibt der verblassten Holzverkleidung einen neuen Anstrich. All das gehört der Vergangenheit an. 

Für mich sind diese Gebäude wie stumme Zeugen einer Zeit, die längst vergangen ist und deren Geschichte meist nur noch erahnt werden kann. Wer dort mal gelebt oder gearbeitet hat, lässt sich meist nur schwer ausfindig machen. Doch darin liegt auch häufig der Reiz für mich. Bereits vor Ort stelle ich mir vor, zu welchem Zweck dieses oder jenes Gebäude einst errichtet, von wem es genutzt bzw. bewohnt wurde und was wohl geschehen war, dass es nun einsam in dieser gottverlassenen Gegend steht. 

Mit diesen Eindrücken und Geschichten im Kopf kehre ich schließlich zurück in mein Atelier. Die Fotografien von den alten Farmhäusern, Kirchen, Kornspeichern und anderen Gebäuden bilden die Basis für die in meinen Kunstwerken erzählten Geschichten. Zur Verstärkung verwende ich verschiedenste Materialien aus Papier: alte Rechnungen, Briefe, Zeitungsausschnitte, Fotos. Wie Puzzleteile setze ich diese mit meiner Fotografie zu einer Collage zusammen. Im Anschluss trage ich Schichten aus einer Mischung aus Bienenwachs und Baumharz auf die Oberfläche, welche sich wie ein sanfter Schleier der Zeit auf die darunterliegende Collage legen. Ich vervollständige die Kunstwerke durch Gegenstände, welche ebenfalls aus einer vergangenen Zeit stammen: rostige Autokennzeichen, Schlüssel mit langen Bärten oder alte Wäscheklammern. So wird aus vielen einzelnen Fragmenten ein Gesamtwerk, welche den Betrachter einlädt, in die Fußstapfen der einstigen Bewohner dieser Gebäude zu treten und sich eigene Geschichten zu ihnen auszumalen.


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